Jedes Wort hat eine kleine Geschichte

Das Wörterbuch zur Britter Mundart bietet 5500 Stichwörter und 170 Fotos und Zeichnungen

Der Heimatverein Losheim hat ein Wörterbuch zur Britter Mundart herausgegeben. Das druckfrische Buch wurde am Donnerstag im Losheimer Rathaus der Presse vorgestellt (die SZ berichtete bereits).

Losheim am See. Das "Britter Wörterbuch" bietet auf 368 Seiten von "Aas" bis "Zylinder" mehr als 5500 Stichwörter und ist mit über 170 alten Fotos aus Britten und Zeichnungen von Hans- Werner Scherer von alten landwirtschaftlichen Geräten und Werkzeugen bebildert. Die rheinfränkischen Ortsdialekte im südlichen Saarland sind schon in zahlreichen Büchern behandelt worden, unter anderem hervorragend von Edith Braun. Dagegen wurde die moselfränkische Mundart bislang kaum systematisch erfasst.

Standard-Nachschlagewerk

Das "Britter Wörterbuch" könnte hier zum Standard-Nachschlagewerk werden, denn ein großer Teil der Dialektwörter ist auch für den gesamten moselfränkischen Sprachraum im nördlichen und westlichen Saarland bestimmend. Die Autorin Maria Besse konnte durch Befragungen ihres am Ort geborenen Vaters und ihrer Tante den Wortschatz der Mundart über Jahre hinweg aufzeichnen. Die Sprachwissenschaftlerin ist mit Dialekten und Wörterbuch-Arbeit vertraut. Die aus Merzig stammende und in Riegelsberg lebende Maria Besse hat über die Sprachgrenze zwischen Deutschland und Frankreich promoviert.

Zurzeit leitet sie das Pfälzische Wörterbuch-Archiv in Kaiserslautern und die Arbeitsstelle "Wörterbuch der deutschen Winzersprache", ein Forschungsprojekt der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Das "Wörterbuch der deutschen Winzersprache" wird am 27. Oktober in der Kaiserslauterner Pfalzbibliothek vorgestellt.

In der Präsentation ihres "Britter Wörterbuches" ließ sich die Autorin von Ehemann Thomas Besse vertreten. "Das Buch wird zum Nachschlagewerk für Rheinfranken, wenn sie die Moselfranken verstehen wollen", sagt Besse, überzeugt davon, dass das Buch Aufsehen erregen wird. "Den letzten Schliff geben die Bilder von den dreißiger Jahren bis heute und die zahlreichen Zeichnungen." Herausgeber ist der Verein für Heimatkunde Losheim am See, am Donnerstag vertreten durch seinen Vorsitzenden Hubert Schommer und Irmgard Diwersy, Leiterin der Mundart-Gruppe des Vereins. Der Heimatverein sorge seit Jahren dafür, dass Mundart nicht verloren gehe, sagen beide.

Bürgermeister Lothar Christ dankte den Autoren und Herausgebern. Dialekt werde heute nicht mehr als schick empfunden, auch in Familien nicht, sagte Christ. Das bedeute einen Verlust an Kultur, dem entgegen gesteuert werden solle. "Wir stehen in einem Prozess, in dem viele mundartliche Begriffe verloren gehen, überwiegend aus der Landwirtschaft." Die Sprache verändere sich, zunehmend durchsetzt mit Anglizismen. Umso wichtiger sei es zu erhalten, wie sich die Vorfahren unterhalten haben. "Viele Jugendliche beherrschen nicht mehr ihren Heimat-Dialekt", sagt der Bürgermeister. Er könne sich vorstellen, Mundart in der Schule zu behandeln, nach Luxemburger Vorbild, wo die Mundart zur Amtssprache geworden sei. Edgar Diwersy, Kultur-Sachbearbeiter der Gemeinde, hat das Buch bereits gelesen: "Eine gute und empfehlenswerte Lektüre. Die Begriffe werden wissenschaftlich fundiert in Redewendungen dargestellt - jeder eine kleine Geschichte." fs

Das Buch wird am Sonntag, 10. Oktober, um 15 Uhr in der Britter Mehrzweckhalle beim Hochwälder Mundartfestival vorgestellt.

Auf einen Blick

Maria Besse: "Britter Wörterbuch - Moselfränkischer Dialekt am Tor zum Hochwald", herausgegeben vom Verein für Heimatkunde Losheim am See, 368 Seiten, mit 170 Bildern und Zeichnungen, ISBN 3-00- 014131-6, Preis 15 Euro. fs